"Woanders is auch scheiße!", lautet eine recht rüde Liebeserklärung an das Ruhrgebiet. Wer im Bergwerk oder am Hochofen arbeitet, sagt, was Sache ist; für Labertaschen ist nur Platz an der Theke in der Eckkneipe. Der farbenprächtige Dialekt zwischen Duisburg und Dortmund ist ein Produkt der industriellen Revolution, als Westfalen, Rheinländer und Polen als Malocher an die Ruhr kamen. Bis heute sind daher Vertreter des Bürgertums beflissentlich bemüht, reines Hochdeutsch zu sprechen. Die proletarische Perspektive ist anders: Die Arbeitsbedingungen in den Zechen und Hüttenwerken sind die Hölle, der Lohn bescheiden, und Hoffnung stiftet oft nur der Fusel. Wie paradiesisch erscheint die Welt der Arbeiter ein halbes Jahrhundert später: Spitzenlöhne, Mitbestimmung und ganz viel Zukunft. Mit dem Wirtschaftswunder kommt die Lebensfreude: eine komfortable Wohnung, Auto und Urlaub. Der Stehplatz auf Schalke ist gesichert, und für ein Pils und eine Currywust "anne Bude" ist immer ein Heiermann (5 DM) im Portemonnaie. Diese goldenen Tage sind vorbei. Die toten Zechen sind zu Industriedenkmälern versteinert, und nur noch in Duisburg brennen die Hochhöfen. Diese Ausgabe von G/Geschichte beschäftigt sich nicht nur mit der Historie des Ruhrgebiets, sondern auch mit der Frage, ob sich das Revier neu erfinden kann, oder es endgültig heißt: "Schicht im Schacht"?-