Preis der Deutschen Schallplattenkritik 3. Qu. 2018
(Jury-Begründung: "Michail Sostschenko, 1958 verstorben, war ein beliebter und vielgelesener Autor in der UdSSR. Er beschrieb kleinkarierte, einfältige, aber auch schlitzohrige Menschen, die versuchen, mit einschüchternder Bürokratie und anderen Unzulänglichkeiten klar zu kommen. Seine kleinen satirischen Geschichten hatten große Wirkung, was zu zeitweiligem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband führte (Begründung: "Verleumdung der sowjetischen Wirklichkeit"). Thomas Reschke hat eine exzellente Auswahl der tragikomischen Erzählungen Sostschenkos getroffen und übersetzt. Und der Schweizer Theaterschauspieler Boris Mattèrn liest diese dreißig wunderbaren Texte, die es verdienen, vor dem drohenden Vergessen bewahrt zu werden, engagiert, bisweilen verspielt, mit hörbarer Freude.")
Die Diktatur schränkt einen Satiriker in seinem Wirken ein, einem guten Satiriker ist sie aber auch Quell immer neuen Stoffes. Genau so lange, bis es den Diktatoren zu viel wird.
Michail Sostschenko, der "Mann, der nie lachte", war meistgelesener Autor seines Landes und amüsierte mit seinen kurzen, scharfen, Geschichten über kleine Bürger im grossen "System" tausende Landsleute. Bis zu seinem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der Sowjetunion wegen "Verleumdung der sowjetischen Wirklichkeit". Jetzt darf wieder gelacht werden, bis es im Halse steckenbleibt, denn Sostschenkos Satiren auf Mensch und Bürokratie sind nach wie vor sehr aktuell.
Unter der Regie von Walter Adler nimmt der Theater-Schauspieler Boris Mattèrn den Hörer mit in das Russland kurz nach der Oktober-Revolution.