Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt “diese” Wirklichkeit.
Der Herbstwind wehte bunte Blätter über den Friedhofsweg und umspielte die kleine Trauergemeinde, die um das offene Grab versammelt stand. Niemand hatte einen Blick für die bunte Schönheit des Herbstes, niemand schien die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres zu spüren, die die sterbende Natur wie in einem letzten Aufbegehren in verschwenderische Farben tauchten. Baroness Mira von Olbingen ließ ihre Augen über die in tristes Schwarz gekleideten Menschen gleiten. Schräg neben ihr stand ihre Cousine Ira von Olbingen. Ihr glatt zurückgekämmtes blondes Haar wurde von einem Hut aus schwarzem Samt bedeckt. Ihre helle Haut wirkte durch die harte schwarze Farbe ihrer Kleidung besonders blass. Ihre Augen waren rot und verweint, wie sie auf den blumengeschmückten Sarg starrte, der in das Grab hinabgelassen wurde. Schließlich war es ihr Vater, versuchte Mira sich selbst zu entschuldigen. Doch bei ihr selbst konnte keine rechte Trauer aufkommen. Ihr Onkel Gerhard von Olbingen litt schon lange an einer unheilbaren Krankheit, und letztlich war der Tod für ihn eine Erlösung. Vielleicht ist sie nur verzweifelt, weil sie ihren letzten Familienangehörigen verloren hat, ging es Mira durch den Kopf. Allerdings besteht dazu kein Grund, denn sie bleibt ja in unserem Haus. Mira unterdrückte ein kleines Lächeln. Sie und ihre Cousine Ira waren gleichaltrig und über viele Jahre zusammen aufgewachsen, fast wie Geschwister. Doch all diese Jahre hatten die beiden Mädchen nicht viel näher gebracht. Ira entwickelte sich zu einer stillen, ernsthaften, oft in sich gekehrten jungen Dame, während Mira Lebenslust, Koketterie und eine gehörige Portion Egoismus zu eigen waren. Um des lieben Friedens willen ordnete sich Ira ihrer temperamentvollen Cousine oft unter und zog sich von ihr zurück. Jetzt bist du eine schwerreiche Erbin, liebste Cousine, das sollte dich doch über den Verlust deines todkranken Vaters hinwegtrösten, kreisten Miras Gedanken weiter. Iras schmaler, gebeugter Rücken, ihr unterdrücktes Schluchzen und die Verzweiflung in ihrem Gesicht wurden Mira fast schon peinlich. Ihre Augen wanderten weiter.