Wer bin ich, wenn ich begehre? Und welche Grenzen überschreite ich dabei? Kardinalfragen für Viktor Haberland seit einem Vorfall am Ende der Schulzeit mit Tizia, seiner Partnerin bei den Proben des Sommernachtstraums. Damals kam es zu einer außerordentlichen Lehrerkonferenz, und nur ein alter, einzelgängerischer Lehrer machte sich für den Jungen stark. Inzwischen ist Haberland Anfang dreißig und bereitet für ein deutsches Kulturinstitut in Lissabon einen Abend unter dem Thema “Das traurige Ich” vor. Auftreten soll unter anderem ein Hirnforscher mit seiner Neurologie der Romantik und eine Schauspielerin, die Gedichte vorträgt. Auf entsprechende Anfragen meldet sich zu seiner Überraschung Tizia, eben das Mädchen von einst, jetzt am Theater, ohne zu wissen, wer sie da engagieren will. Viktor liest zum ersten Mal die Aufzeichnungen der Gespräche, die sein alter Lehrer damals mit ihm geführt hat. Und bevor es zu dem Aufeinandertreffen von Tizia und Viktor in Lissabon kommt, versteht Viktor, wer er sein kann im Begehren des anderen.
Bodo Kirchhoff ist mit “Wo das Meer beginnt” ein meisterhaft erzählter Roman mit fabelhaften Nebengeschichten und großartigen Erzählsträngen gelungen: ein Roman über Liebe und Eros, über die Spannung zwischen Körper und Sprache, über Situationen der Grenzüberschreitung.