Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie «Der kleine Fürst» in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten «Der kleine Fürst» nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen.
«Der kleine Fürst» ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Vincent von Castella betrat den Eingangsbereich des vornehmen Hotels, in dem er auf Kosten seines Auftraggebers die letzte Nacht verbracht hatte. Um zehn Uhr wollte Hagen von der Lehen erscheinen, und Vincent gestand sich ein, dass er neugierig auf diesen Mann war, über den er im Zuge seiner Recherchen einiges in Erfahrung gebracht hatte — zwangsläufig. Er hatte durchaus eine Vorstellung von dem Mann, mit dem er sich gleich treffen würde: Eine blendende Erscheinung sah er vor sich, einen dunkelhaarigen Mann, blauäugig, schlank und groß, in den späten Fünfzigern, der sicherlich noch immer Erfolg bei Frauen hatte. Als er sich jetzt jedoch umsah, konnte er niemanden entdecken, der seinem Fantasiebild entsprach. Er war aber auch ein wenig zu früh, und vermutlich war Hagen von der Lehen es gewöhnt, andere Leute warten zu lassen. Ein Mann, der mit Diamanten ein riesiges Vermögen gemacht hatte, musste auf andere Leute natürlich keine Rücksicht mehr nehmen. Vincent hatte versucht, irgendwo ein Bild von ihm aufzutreiben, es war ihm jedoch nicht gelungen. Hagen von der Lehen ließ sich grundsätzlich nicht fotografieren — und wer es versuchte, der bekam Schwierigkeiten. »Sie sind also der viel versprechende junge Detektiv«, sagte eine leise Stimme neben ihm. Er fuhr erschrocken herum. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, war einen Kopf kleiner als er selbst, hatte einen leichten Bauchansatz, die Haare lichteten sich, und sein rundes Gesicht sah so harmlos aus, dass er unmöglich einer der gewieftesten Geschäftsmänner der Welt sein konnte. »Lehen«, sagte er mit breitem Lächeln und drückte Vincent fest die Hand. »Ich beobachte Sie schon eine ganze Weile. Sie gefallen mir. Kommen Sie mit, ich habe ein Büro gemietet, in dem wir uns ungestört unterhalten können.« Vincent versuchte noch immer, sich von seiner Überraschung zu erholen. Wie betäubt folgte er dem Diamantenhändler in einen Raum, der etwa die Ausmaße seiner eigenen Wohnung hatte. Was Hagen von der Lehen als »Büro«