Sie verfügten im Gegenzug über ein endloses Supermarktangebot, konnten sich ganz legal Jeans kaufen, sogar Busreisen zu früher so unerreichbaren Orten machen wie Florenz oder San Sebastián, sie mussten nicht einmal unter den schlechten Vorstadthotelbetten leiden oder über die endlosen Stunden im Bus klagen, denn sie waren Schlimmeres gewohnt, weitaus Schlimmeres. Aber sie blieben auch auf diesen Reisen Fremde, schossen zu viele Fotos, führten ihre Unterhaltungen zu laut, waren eine Spur zu gut über sämtliche Baudenkmäler informiert (besser als der Reiseleiter selbst, dem die vielen heiklen Fragen bald auf die Nerven gingen).
Sie waren immer eine Spur entrückt, eine Spur zu vorauseilend oder einen Schritt zu spät, nie schafften sie es, in die Menge einzutauchen, so dass sie nicht mehr auffielen, nie.
Egal wie lange sie schon im Westen lebten, sie blieben stets die merkwürdig gekleideten Geschöpfe mit lustigen Akzenten. Und ihre weltfremden Lebenseinstellungen und Überzeugungen zerschellten eine nach der anderen an kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten, sie brachen auseinander wie Holzboote in einem biblischen Sturm, und doch weigerten sie sich, die auf der Oberfläche treibenden Reste loszulassen.
Und nach und nach fanden sie sich alle in irgendwelchen Hinterhöfen oder Wohnungen wieder, mit Freunden, die allesamt aus dem Osten kamen, bei starkem schwarzen Tee oder bei Mokka, von Wodka oder Cognac gefolgt, Marmeladen und Kompotte einkochend, mit einem aufgeschlagenen Lyrikband in einer sowjetischen Ausgabe von 1964 auf dem Tisch (manchmal waren es sogar Kinderbücher oder Fabeln von Puschkin oder Tschukowski) und über die Welt und das Leben diskutierend. Und dann wurde ein Thema immer zentraler, und immer deutlicher zeichnete es sich als das Leitmotiv solcher Abende ab, ein Thema, das man in einem Wort zusammenfassen konnte: Vergangenheit.