Besonders beliebt bei den Leserinnen von Arztromanen ist der Themenbereich Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen. Die große Arztserie Klinik am See setzt eben dieses Leserinteresse überzeugend um.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte.
Die Serie Die Klinik am See ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete. Sie selbst bezeichnete ihre früheren Veröffentlichungen als Vorübungen für dieses grandiose Hauptwerk. Ein Schriftsteller, dessen besonderer erzählerischer Wunsch in Erfüllung geht, kann mit Stolz auf sein Schaffen zurückblicken.
Es war Sommer, die Fenster standen weit offen. Ingrid blickte in den Park, der zu ihrem Elternhaus gehörte. Sie liebte die weit ausladenden alten Bäume. Als Kind war sie oft hinaufgeklettert und hatte sich hinter den grünen Zweigen versteckt. Schon damals hatte sie sich am wohlsten gefühlt, wenn sie für sich sein und träumen konnte. Ihre Mutter oder ihre Schwestern hatten sie jedoch nach kurzer Zeit immer entdeckt. Plötzlich klopfte es kurz und herrisch gegen die Tür. Ingrid zuckte unwillkürlich zusammen. Bevor sie noch ein Wort sagen konnte, wurde die Tür geöffnet. Ihre Mutter trat zu ihr ins Zimmer. Ariadne von Thorwald trug ein anliegendes violettes Seidenkleid mit tiefem Dekolleté. Sie hatte wenige Wochen vorher ihren fünfundvierzigsten Geburtstag gefeiert. Wenn jemand sie nach ihrem Alter fragte, erklärte sie jedoch regelmäßig, sie sei vierzig. Diese Angabe wurde von niemandem angezweifelt. Ihr feinproportioniertes Gesicht mit den vollen Lippen, das tiefschwarze Haar, ihre aufrechte Haltung und ihre graziöse Art, sich zu bewegen, ließen sie tatsächlich wesentlich jünger erscheinen, als sie war. “Ingrid, du bist noch immer nicht umgezogen”, fragte Ariadne von Thorwald ihre Tochter. Zwischen ihren schöngeschwungenen Augenbrauen erschien dabei eine steile Falte. «Mama, ich habe es mir überlegt. Ich mag nicht an dieser Party teilnehmen”