Diese Ausgabe von “KOKAIN” wurde mit einem funktionalen Layout erstellt und sorgfältig formatiert.
Walter Rheiner (1895–1925) war ein deutscher Schriftsteller des Expressionismus. Rheiners Gesamtwerk setzt sich aus etwa 80 Gedichten, der Novelle Kokain und ein paar Prosaskizzen zusammen. Das Spektrum seiner Lyrik umfasst Themen wie das Großstadtleben, Nacht, Einsamkeit, Entfremdung, Lebensangst und die Errettung durch den Rausch, deren Darstellung zwischen Melancholie und Ekstase oszilliert. Seine 1918 verfasste Novelle Kokain erlebte als einziges Werk Nachauflagen. In dieser einfühlsamen Studie einer Kokainpsychose beschreibt Rheiner das Elend eines Drogensüchtigen, dessen Leben von Halluzinationen, einem immer stärker werdenden Drang nach Injektionen und der Angst, dass ihn sein Umfeld enttarnt, geprägt ist. Am Ende sieht der Protagonist keinen Ausweg mehr aus seiner Misere und begeht Suizid.
Aus dem Buch:
«Er stieg vom Bett und suchte, auf den Knien rutschend, sich mit seinem Blut, das in dicken Tropfen auf dem Fußboden vor dem Bette lag, besudelnd, das Zimmer ab. Er traute nicht der Kraft seiner Augen. Er betastete jeden Gegenstand, nahm ihn in die Hand und hielt ihn dicht vor die Augen. Konnte das nicht eine Kokainflasche sein, oder jenes, oder dies? Wer sagte ihm, daß ihn seine Augen nicht trogen? War das, was wie ein Pantoffel aussah, wirklich ein Pantoffel, nichts anderes? Wer konnte es wissen?»