Der große Roman 18 – Liebesroman

Das große Zeitalter des Romans lebt. Es kehrt zu uns zurück in Gestalt von Der große Roman. Was man in dieser romantischen, klassischen Ausgabe findet, ist ebenso natürlich wie außergewöhnlich spannend. Schicksale voller Emotionen und Gefühle erwarten die Leserschaft. Meisterhaft erzählt werden die Romane von bestsellerverdächtigen Schriftstellerinnen.

“Katharina!”
Das Mädchen, das vor dem altmodischen Schreibtisch mit den gedrechselten Säulen saß und schrieb, sah nicht auf. Ihre Hand, die den Bleistift führte, glitt weiter über die Seiten, als gäbe es keine Rufende und auch niemand, der auf diesen Ruf antworten sollte.
Nach einer Weile wurde ihre Schrift langsamer, sie hob den Kopf, schaute versonnen zum Fenster hinaus auf die rosa Blüten des Apfelbaumes – man sah ihren Augen an, daß sie weit weg war mit ihren Gedanken.
Sie war nicht besonders ­hübsch, wenigstens nicht im landläufigen Sinne. Sie hatte ein schmales Gesicht, dessen leicht angedeutete Backenknochen slawischen Einschlag vermuten ließen, doch die großen braunen Augen, der ausdrucksvolle, wenn auch nicht kleine Mund mit den blendendweißen Zähnen konnten diesem Antlitz schon einen Reiz geben, wenn – ja, wenn sie sich nur die Mühe genommen hätte ein wenig liebenswürdiger auszusehen. Aber meistens war dieses braungebrannte Gesicht ernst, fast mürrisch und immer zeigten die dunkelbewimperten Augen einen Ausdruck, als befände sich die Seele, die eigentlich aus ihnen hätte sprechen sollen, irgendwo anders – vielleicht auf einem Wolkenteppich, mit dem man in fremde Länder gleiten konnte, vielleicht auf einem Zauberroß, das den Weg zum Märchenschloß wußte.
Katharina Fenwick war eine Träumerin, eine unverbesserliche Idealistin.