Leonard Bernstein war einer der ersten internationalen Medienstars der klassischen Musik. Mit seinem Können und mit seinem Charisma erreichte er ein Millionenpublikum. Der den USA geborene Sohn jüdischer Einwanderer machte sich einen Namen als Dirigent, Komponist, Autor, Lehrer, Manager, Musikvermittler. Seine “West Side Story” ist eines der populärsten Musicals des amerikanischen Musiktheaters, als Dirigent hat er nahezu alle bedeutenden Werke des klassisch-romantischen Orchesterrepertoires eingespielt, seine Mahler-Interpretationen sind legendär, sein Berliner Dirigat von Beethovens 9. Sinfonie im Dezember 1989 bleibt unvergessen.
Stets positionierte er sich auch zu aktuellen politischen Fragen. Er betrieb Wahlkampf für John F. Kennedy, setzte sich für Bürgerrechte ein und polemisierte gegen den Vietnamkrieg. Eine tiefe persönliche Freundschaft verband ihn unter anderem mit Loki und Helmut Schmidt. In seiner aktuellen Biographie beschreibt Sven Oliver Müller das in jeder Hinsicht überreiche Leben einer Ausnahmepersönlichkeit, wobei er die schwierigen Aspekte nicht verschweigt: Eitelkeit, Arroganz, erotische Exzesse, den Hang zu Zigaretten und Alkohol, die innere Vereinsamung der späten Jahre.