Worum geht es in dieser Anthologie? Sie entspringt einer historischen Kontingenz — einem Zufall, der ganz unterschiedliche dichterische Stimmen aus verschiedenen Jahrhunderten hier versammelt. Die Zeitspanne ist weit — sie reicht von König Dinis im Spätmittelalter bis Fernando Assis Pacheco in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zur historischen Kontingenz, die Stimmen aus verschiedenen Epochen vereint, kommt diejenige der Auswahl — auch sie erfolgte zufällig. Doppelter Auftrag, zweifache Absicht: an erster Stelle geht es darum, Dichter zu versammeln, die in Coimbra geboren wurden oder dort lebten, und die — nicht immer gleich und mehr oder weniger deutlich — von der Stadt berührt wurden oder auch von der Landschaft, die die Stadt umgibt und prägt. Und an zweiter Stelle sollen dem Leser eine Reihe von Dichtern und Gedichten nahegebracht werden. Dabei sind die einen eher im Kanon portugiesischer Literatur vertreten als andere.
Im Ergebnis spiegelt sich eine persönliche, subjektive Wahl, die mit einem einführenden und synthetischen Blickpunkt in Einklang gebracht werden mußte. Zu Namen wie König Dinis und Sá de Miranda kommen jene, die besonders im 19. Jahrhundert das kollektive Gedächtnis prägten. Eine Erinnerung, die die Stadt von der Literatur bewahrt und die Literatur von der Stadt. Es ist die Rede von Dichtern wie Antero de Quental und Camilo Pessanha. Aber die lyrische Intensität der Landschaft, die die Stadt gewinnt, kann und muss auch an Dichtern wie Fernando Assis Pacheco gemessen werden — der vielleicht die bittersten Verse über Coimbra und seine Welten, die für ihn diejenigen der Kindheit und Jugend waren, geschrieben hat. Zweisprachige Anthologie (portugiesisch / deutsch) mit Auswahl und Einführung von Luís Quintais, Illustrationen von Alya Kuznetsova und Übersetzung von Orlando Grossegesse.