Jugendliche wollen erwachsen werden. Doch was bedeutet eigentlich “Erwachsenwerden” und wie soll dies geschehen? Wenn unsere Gesellschaft nicht ein Heer von unreifen Volljährigen haben will, müssen diese Fragen glaubwürdig beantwortet werden.
Märchen und Mythen können uns dabei helfen. Viele Geschichten handeln von sogenannten “Heldenreisen”. Jemand verlässt seine bisherige Umgebung, geht alleine in eine andere, unbekannte Welt, kämpft dort mit gefährlichen Drachen oder bösen Mächten und kehrt schließlich wieder mit einem wertvollen Schatz, einer wichtigen Erkenntnis oder einer befreiten Person (Prinzessin) in seine Gemeinschaft zurück. Dabei ist er gereift, mit den Tiefen des Menschseins — mit Licht und Schatten — und nicht selten mit dem Göttlichen selbst in Berührung gekommen.
Dies ist aber exakt die Situation, in der sich auch heute Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsensein psychisch befinden. Wenn sie erwachsen werden wollen, müssen sie ihr Zuhause verlassen und bereit sein, sich mit sich selbst zu konfrontieren. In der Regel ist dies nur möglich, wenn es dabei auch Zeiten echten Alleinseins gibt.
Dies bedeutet aber im Grunde, sich — so wie die Personen in Märchen und Mythen — auf eine Heldenfahrt zu begeben — auf die Heldenreise ihres Lebens. Eine längerer Auslandsaufenthalt, vor allem aber das Ritual der “Visionssuche”, enthalten die wichtigsten Elemente einer solchen Heldenreise ins Erwachsensein.
Da es gerade Jungen heute so schwer fällt, erwachsen und eigenständige Männer zu werden, ist der Jungen-Initiation in diesem Buch ein eigenes Kapitel gewidmet.