Seit über zehn Jahren arbeitet Klaus Ratheiser in der Intensivmedizin. In diesem Buch schildert er seine Erfahrungen und Erlebnisse und bricht damit das weit verbreitete Tabu, das bislang eine Intensivstation zur Terra incognita erklärte.
So gelassen und schlicht, dass einem immer wieder der Atem stockt, erzählt er von dem vierjährigen Mädchen Natalie, das mitansehen muss, wie seine Mutter plötzlich beim Frühstück das Bewusstsein verliert und zu Boden stürzt, von Angela Bassetti, der hübschen jungen Studentin aus Italien, die auf einer fröhlichen Europatour abrupt von der Diagnose Leukämie eingeholt wird, von Tomaz, dem an einem Lymphom erkrankten Marburger Mechanikerlehrling, den sein verzweifelter Vater gewaltsam heim nach Slowenien bringen will, und von vielen Menschen mehr, die ihm unvergesslich geblieben sind.
Er berichtet aber auch über das Dasein eines Arztes, über Grenzen, an die er stößt — dort wo er Patienten an den Rand des Lebens begleitet, wo das Maß physischer und psychischer Belastungen unerträglich wird. Wo Ängste sich mit Ängsten vermischen, eigene mit fremden.
Am Ende begreift der Leser, wie schmal der Grat ist, den wir Leben nennen, und er nimmt Abschied von Natalie, Angela, Tomaz und all den anderen, Ärzten, Verwandten, Betreuern, als ein gewandelter, getrösteter, an Zuversicht reicher gewordener Mensch.