Der Mauerfall und die deutsche Vereinigung waren überwiegend von Euphorie und Aufbruchstimmung begleitet. Wenig Raum blieb für die Sorgen all jener Menschen, auf die die Ereignisse bedrohlich wirkten: Verlustängste, existenzielle Nöte, Verbitterung über die »Niederlage« im Wettbewerb der Systeme, Verzweiflung ob der öffentlichen Diskreditierung der eigenen Lebensleistung – Motive dafür, keine Wege in eine lebenswerte Zukunft mehr zu sehen und zum Äußersten zu greifen, gab es zuhauf. Sorgfältig recherchiert und ohne Voyeurismus untersucht Klaus Behling erstmals dieses bis heute nicht abgeschlossene Kapitel der Wende. Er greift eine Reihe von spektakulär diskutierten Suizidfällen auf und entwirft eine Typisierung. Gab es eine Selbstmordwelle nach dem Mauerfall? Gab es überhaupt einen signifikanten Anstieg der Freitode im Osten Deutschlands nach 1989/90? Welche Motive waren es, die Menschen freiwillig aus dem Leben scheiden ließen? Und wie wurden die individuellen Schicksale medial vermittelt? Ein berührendes Buch, in Distanz und zurückhaltend verfasst, mit unbequemen Ergebnissen.