„Die Nonne von Monza“ ist die wohl berühmteste Episode der italienischen Literaturgeschichte. Schon die Überlieferung dieser frühen Sex-and-Crime-Story ist turbulent: Aus der Urfassung seines Klassikers „Die Verlobten“ kürzte Alessandro Manzoni sie weitgehend wieder heraus, erst 1916 wurde dieser Roman im Roman einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Heute gilt er als „Urfaust“ der italienischen Literatur. Hauptfigur der teils auf wahren Begebenheiten beruhenden Erzählung ist Gertrude, eine monaca forzata („Nonne wider Willen“), deren Platz im Kloster schon von ihrer Familie vorherbestimmt war, als sie das Licht der Welt noch gar nicht erblickt hatte.Mit meisterhaftem Geschick bindet Manzoni den Leser in das gesellschaftliche Geschehen des 17. Jahrhunderts ein, ebenso wie in die Gefühlswelt der verzweifelten jungen Frau, die von ihrer Familie auf grausamste Weise gezwungen wird, in das Kloster von Monza einzutreten und damit ihrer Lebenslust und ihrem Freiheitsdrang zu entsagen. In allen Einzelheiten beschreibt Manzoni die seelische Pein, der Gertrude ausgesetzt ist, jeden Schritt, den ihre Familie — allen voran der streng patriarchalische Vater — unternimmt, um ihren Willen zu brechen und sie gefügig zu machen. Gertrude beugt sich schließlich den gesellschaftlichen Zwängen und legt ihr Gelübde ab, doch die Narben auf ihrer Seele lassen sie keinen inneren Frieden finden.Schlimmer noch: In der Abgeschiedenheit hinter den vermeintlich sicheren Klostermauern sieht sie sich mit verstörenden Abgründen menschlichen Verhaltens konfrontiert und verstrickt sich bald selbst tief in einen mörderischen Strudel von Intrigen, Gewalt und Verbrechen …In seinem Nachwort erzählt der für seine Übersetzungen aus dem Italienischen vielfach ausgezeichnete Heinz Riedt die Editionsgeschichte der „Nonne von Monza“ und ordnet sie in die Literaturgeschichte ein.