Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt “diese” Wirklichkeit.
Der Garten war der Schönste von Klein Rossewitz, einem Dorf mit 306 Einwohnern, einer schlecht gepflasterten Straße und mehr oder weniger ansehnlichen Häusern. In ihm wuchsen inmitten weiter Rasenflächen und umgeben von einer niedrigen Ligusterhecke prächtige Stauden, Rosen in allen Farben und Formen, blühende Sträucher und eine Unmenge von Zwiebelblumen, angefangen von den zierlichen Schneeglöckchen bis hin zu den zartlila Herbstzeitlosen. Edith Reimer war sehr stolz auf diesen Garten, nachdem sie ihn nach dem Tod ihres wesentlich älteren Mannes erst mit ihrer Hände Arbeit zu einem wahren Schmuckstück hatte werden lassen. Der Verstorbene hatte aber auch so gar keinen Sinn für die Gartengestaltung nach englischem Vorbild gehabt und Blumen nur als Unkraut angesehen und Gräser als Kuhfutter bezeichnet. Nun ja, er hatte es nicht besser gewusst und mit seinem Bauernhof immerhin soviel verdient, dass sie nach dem Verkauf desselben und einer für sie angelegten Rente recht gut leben konnte. Üppig allerdings nicht, denn die Hälfte seines Besitzes erbte Annelie, ihr einziges Kind. Ein Mädchen, das ihrem Mann leider allzu ähnlich war, das lieber las oder arbeitete, als zur Disco zu gehen, und kaum Anklang bei den Jungen des Dorfes fand. Nur den Sinn für schöne Möbel, kostbare Vorhänge, Teppiche und alles, was zu einem gepflegten Heim gehörte, hatte sie von der Mutter geerbt. Landwirtin war sie allerdings nicht geworden, sondern Kauffrau, und hatte in der nur acht Kilometer entfernten Kreisstadt eine gute Stellung. Selbstverständlich wohnte Annelie noch zu Hause. Wo denn sonst? An einen eigenen Hausstand war leider nicht zu denken. Ja, wenn sie so aussehen würde wie ihre Cousine Nelly — mit hübscher Oberweite und langen schlanken Beinen –, wenn sie blonde Locken, himmelblaue Augen und einen herzförmigen Mund gehabt hätte, dann hätte ihr sicher so mancher Mann einen zweiten Blick gegönnt. Doch Annelies Haare waren einfach nur braun, waren glatt und sahen im Grunde genommen nach Nichts aus. Ihre Augen waren grau und eigentlich recht schön, aber hinter der Brille kaum zu sehen. Gewiss, sie war recht hübsch und schlank auch, aber mit Nelly natürlich nicht zu vergleichen. Das Schlimmste aber war, dass ihre Tochter so gar nichts an sich hatte, was einem jungen und heiratswilligen Mann gefallen würde, sie war viel zu ernst, konnte nicht flirten und nicht tanzen. Das arme Kind, es war genauso still und unbeholfen wie sein Vater. Edith Reimer, die an diesem Nachmittag verblühte Blumen abschnitt, seufzte bei diesen Gedanken, wurde aber im gleichen Augenblick auf eine junge Frau aufmerksam, die über den Rasen lief und sie gleich darauf stürmisch umarmte. Dabei flüsterte sie aufgeregt: «Mario will mich heiraten, Tantchen.