Angesichts von «Flüchtlingskrise», fremdenfeindlichen Ausschreitungen und IS-Terror in Europa scheint eine erfolgreiche Symbiose aus den Kulturen des Morgen— und Abendlandes völlig außer Frage. Dabei gab es eine Zeit in Europa, in der Muslime, Christen und Juden nicht immer harmonisch, aber doch weitgehend kooperativ zusammenlebten sowie gemeinsam das Wissen der Welt vergrößerten und bewahrten. Die drei Religionen durchdrangen sich in einer fruchtbaren Zusammenarbeit, die ihresgleichen sucht. Die Rede ist von Emiren und Kalifen der Mauren, die zwischen 711 und 1492 auf der iberischen Halbinsel regierten.
Auch wenn nicht alles vergleichbar bzw. übertragbar in die Gegenwart ist, kann aus der Geschichte dennoch etwas gelernt werden? Auf jeden Fall! So zeigt Albert Stähli in seinem neuen Buch «Die Mauren — Meister der Toleranz, Vielfalt und Bildung», dass schon die maurischen Herrscher eine Lösung für multikulturelle Gesellschaften gefunden hatten: Toleranz, Bildung und Glaubensfreiheit. Er zeichnet die Erfolgspfeiler der arabischen Geschichte in Andalusien nach — Bildung, Kunstsinn und Kulturschaffen — und setzt die Integrationsstrategien der islamischen Herrscher in Bezug zur aktuellen Debatte über Migration und Integration. Dabei stellt er sich der Frage, wie eine moderne Gesellschaft unter den Vorzeichen von Globalisierung, Digitalisierung und Individualismus wieder neue Blüten entfalten kann.