Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt “diese” Wirklichkeit.
Stolz thronte das schöne, im Renaissancestil erbaute Schloss Rüdenshausen am Ufer des idyllischen Sees, der, umgeben von hohen Berggiganten, wie eine Oase der Ruhe wirkte. Sanfte Wellen kräuselten den glasklaren Wasserspiegel. Segelboote kreuzten im lauen Wind. Ein einsamer Schwimmer, den die um Mitte Mai noch kühle Temperatur des Sees nicht abschreckte, zog seine Bahn, und auf dem gepflegten englischen Rasen aalten sich die Gäste im Liegestuhl. Kein lautes Wort, kein Autolärm oder das Lachen eines Kindes störte die Stille, nur das Zwitschern der Vögel und das Säuseln des Windes in den Bäumen war zu hören. Das zum Hotel umgebaute Schloss befand sich im Besitz Graf Wolframs von Rüdenshausen und war ein Geheimtipp der illustren Gesellschaft. Nur Personen von Rang und Namen hatten hier Zutritt, wobei Familien mit Kindern nicht so gern gesehen waren. Man war nicht kinderfeindlich, wollte aber vermeiden, dass sich die meist älteren Herrschaften vom Lärm spielender Kinder gestört fühlen könnten. Außerdem war das Hotel vom Erdgeschoss bis unters Dach vollgestopft mit edlem Porzellan und kostbaren Skulpturen, die allzu leicht Kinderhänden zum Opfer fallen konnten. Auch die antiken Möbel und Dekorationen, wie blinkende Ritterrüstungen in den Ecken oder Waffen an den Wänden, waren alles andere als kindergerecht, machten aber das besondere Flair des noblen Hauses aus. Es gab nur wenige, die sich mokierten, wenn sie wegen ihres Nachwuchses diskret auf ein anderes Hotel verwiesen wurden, das nicht weit entfernt ebenfalls am See lag. Jenes Haus war mit seiner heiteren Atmosphäre sowie der familiengerechten Ausstattung das genaue Gegenteil zu dem altehrwürdigen Schloss. Dort speiste man in hellen, freundlichen Räumen und nicht im Rittersaal unter den strengen Blicken der Ahnen, deren Gemälde an den Wänden prangten. Dort verwehrten auch keine schweren Brokatvorhänge der Sonne den Eintritt oder dicke Teppiche schluckten jeden Schall. Trotz dieser altväterlichen Atmosphäre war das Hotel aber ständig ausgebucht. Baron Gustav von Trentow ließ sich jedoch nicht so leicht abweisen. Er hatte für sich und seine Gattin Ariane im Hotel eine Suite reserviert und brachte nun wider Erwarten seinen fünf Jahre alten Enkel Maximilian mit. Baroness Eleonore von Stein, die Hotelmanagerin, blickte über den Rand ihrer Designerbrille leicht indigniert auf den Jungen an der Hand des Großvaters. «Aber Baron Trentow, Sie wissen doch …", begann sie verwirrt.