1945 — der Krieg liegt in den letzten Zügen. Im Westen sind die amerikanischen Truppen schon weit auf deutsches Gebiet vorgestoßen. Der Widerstand erlahmt. Auch die Zivilbevölkerung ist längst kriegsmüde: Nacht für Nacht Fliegeralarm — Nacht für Nacht drängen sich Männer, Frauen und Kinder verängstigt im Luftschutzkeller zusammen. Noch ist ihr Haus verschont geblieben — im Gegensatz zu ganzen Stadtvierteln, die durch Bombenangriffe der Alliierten dem Erdboden gleichgemacht worden sind. Wird es so bleiben oder wird ihr Haus so kurz vor dem Ende durch den Beschuss der vorstürmenden Bodentruppen zerstört? Es steht, gut sichtbar, an einer strategisch wichtigen Stelle: für die vorrückenden Panzer ein mögliches Widerstandsnest, das zerstört werden muss. —
Das befürchtet auch die Hausgemeinschaft — oder wenigstens einer von ihnen — und hängt an die Fahnenstange ein weißes Betttuch: Kapitulation! Der Kreisleiter in der Nachbarschaft hat es als Erster bemerkt und stürmt ins Haus. Wer ist der Verbrecher, der Vaterlandsverräter, der zu feige ist, bis zum letzten Blutstropfen für Volk und Vaterland zu kämpfen, so wie es der «Führer» befohlen hat? Verräter haben die schwerste Strafe verdient — standrechtlich! Alle werden verdächtigt, und alle werden verhört — doch keinem ist etwas nachzuweisen: weder den Pilgrams noch der Hausmeisterin, weder dem jungen Kriegsversehrten noch dem Blockwart, weder dem Studienrat noch… noch… Oder doch…? Was ist mit dem alten Herrn Rehfisch, der jahrelang mit einer Jüdin verheiratet war, die man jetzt abtransportiert hat, eine “Rassenschande”! Dass ein solcher “Judenbock” überhaupt noch im gleichen Haus leben darf, in einer arischen Volksgemeinschaft! —
In nur wenigen Stunden dieser einen Nacht, in der die charakterlichen und weltanschaulichen Gegensätze aufeinanderprallen, läuft das dramatische Geschehen ab — mit einem überraschenden Ende.