Urban-Fantasy & Dystopie
Bei einem wissenschaftlichen Experiment im 21. Jahrhundert ging etwas gewaltig schief. Dies war die Geburtsstunde “der Krankheit”, die wie eine Sintflut fast die gesamte Menschheit dahingerafft hat. Nur die gewaltigen Mauern, welche um die großen Städte erbaut wurden, schienen vor der Krankheit Schutz zu bieten.
Im 23. Jahrhundert, 200 Jahre nach der «Großen Pandemie», sind auf der Erde die gesellschaftlichen Systeme zerfallen. Die ursprüngliche Zivilisation teilt sich in vier Gruppen auf und kämpft hintern der großen Stadtmauer von 4-City um Macht und ums Überleben.
Band 4: Karma und Stiff im Zentrum von 4 City.
Leseprobe:
Erinnerungen
Das Frühstück bestand aus Astronautennahrung: roter Saft im Plastikschlauch und zwei komische, grüne Tabletten.
Stiff hat erzählt, dass es in der Sektion der Menschen besseres Essen geben würde. Frisches Essen. Da bin ich mal gespannt. Und leider hat sich schon nach kurzer Zeit erwiesen, dass Stiff doch nicht so gut darin ist, Motorräder zu reparieren. Deshalb gehen wir nun zu Fuß weiter.
Wir laufen schon seit Stunden durch 4-City. Meine Begeisterung darüber, frei zu sein und Neues zu entdecken, ebbt so langsam ab. Hier gibt es nur Häuserblocks, Straßenschluchten und der alles durchdringende Smog, der dichter und dichter wird, je näher wir dem Zentrum der Metropole kommen.
“Kennst du dich hier wirklich aus?”, fragt Reico.
“Besser als du”, schnauzt Stiff die kleine Synth an.
“Oh mein Gott, ist der vielleicht gut gelaunt.”
«Was kann denn Gott dafür?»
“Das sagt man nur so, wenn man erstaunt ist. Oder etwas ziemlich Heftiges passiert”, erläutert mir Reico. Die Synth ist so etwas wie mein persönlicher Sprachtrainer geworden. Das mit der Ironie habe ich mittlerweile verstanden, aber es gibt noch so viel mehr, das ich noch lernen muss.
Gut, dass Reico nicht nachtragend ist. Stiff scheint wirklich schlecht gelaunt zu sein und ich frage mich wieso. Hat er auch keine Lust mehr auf die Eintönigkeit?
«Bist du wütend?», frage ich ihn. “Die Mikroexpressionen in deinem Gesicht und die Schwingungen deiner Stimme deuten darauf hin.”
Stiff bleibt stehen, wendet sich um und blickt mich seltsam an. Sein linkes Auge zuckt leicht. Selbst seine Nasenspitze sieht wütend aus. Diese gereizte Seite von ihm kenne ich ja noch gar nicht. Er sagt gar nichts und ringt mit irgendetwas in seinem Kopf. Ohne jeden Übergang entspannen sich seine Gesichtszüge plötzlich und er lässt resigniert den Kopf leicht nach vorne sinken. Ich deute das als ein gutes Zeichen. Er entspannt sich.
«Wir müssen einen Umweg gehen. Wegen dem Motorrad. Es war doch nicht die Zündkerze und der Luftfilter. Ich habe mir den Tank nochmal angesehen, bevor wir losgefahren sind. Irgendjemand hat da ein winziges Loch in den Tank gebohrt.»
«Ein Loch? Ach du meine Güte, aber dann läuft doch das Benzin aus. Wer tut denn so etwas?», fragt Reico empört und stemmt dabei ihre Hände in die Hüften.
Stiff verdreht die Augen.