Davorin Lenko (1984), Slovenj Gradec (Slowenien), studierte Vergleichende Literaturwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana. Seit 2010 hat er Kurzprosa und gelegentlich auch Poesie und Essays in allen wichtigeren slowenischen Literaturzeitschriften veröffentlicht.
Lenkos Romandebüt «Körper im Dunkeln» (Center za slovensko književnost, 2013) wurde für den Preis der Slowenischen Buchmesse für das beste Buchdebüt des Jahres nominiert und erhielt im Juli 2014 den Kresnik-Preis für den besten slowenischen Roman des vergangenen Jahres. Im selben Jahr erhielt er außerdem den Preis “Kritisches Sieb” des Verbands der slowenischen Literaturkritiker.
«Körper im Dunkeln» ist ein beeindruckender Roman. Lenko hat damit in mindestens zweierlei Hinsicht ein neues Kapitel der slowenischen Romanschriftstellerei eröffnet; es gab bislang im Bereich der slowenischen Belletristik noch keinen Text, der relativ tabuisierte Formen der sexuellen Praxis so deftig thematisiert und zugleich die ganze Zeit über gekonnt das Abgleiten in die Pornografie bzw. in die Darstellung der unterschiedlichsten «Exzessivitäten» und “Ekelhaftigkeiten” nur des Darstellens wegen, also aus einer Art voyeuristischen Genusses heraus, vermeidet. «Körper im Dunkeln” ist aber auch ein Buch, das bestimmte theoretische Voraussetzungen in einem solchen Maße verinnerlicht, dass man es als überzeugende literarisierte Theorie lesen kann – wobei dies nur eine der Dimensionen dieses mehrdimensionalen Textes ist. Lenkos Werk spricht vor allem davon, dass der Einzelne nicht nur ein sprachliches Konstrukt ist, eine Art Knotenpunkt eines rein symbolischen (Selbst-) Bewusstseins, sondern er ist zugleich auch Körper, Gesten, Gefühle und Triebe, die sich einer Rationalisierung und damit auch einer Verbalisierung entziehen. «Körper im Dunkeln” ist auch ein Identitätsroman über existenzielle Einsamkeit und Schmerz.