Andri Perl gelingt mit seinem Roman ein beeindruckendes Debüt. Sprachgewandt und geistreich wie selten ein junger Autor erzählt er die fein verwobene Geschichte von zwei Reisenden verschiedener Generationen. «Die fünfte, letzte und wichtigste Reiseregel» ist eine Geschichte über Selbstfindung und Erwachsenwerden Mitte des letzten und am Anfang dieses Jahrhunderts.
Fast sechzig Jahre nach dem Verschwinden seines Großonkels Lorenz Steiner reist Christoph Roth vom Engadin aus in den Süden. Er folgt den geheimnisvollen Gedichten, die Steiner aus Italien und Frankreich gesandt hat, jedes mit einem Städtenamen als Titel: Meran, Venedig, Marseille, Dijon. Steiner ist damals mit seinem italienischen Freund Biancardi aus Chur abgehauen, ohne Abschluss, Europa lag noch in Trümmern. Egal, Hauptsache weg. Christoph Roth, eben mit dem Studium fertig geworden, mit etwas Geld und ohne Zukunftspläne, beschäftigt sich damit, seine selbstauferlegten Reiseregeln zu befolgen: kein Handy, früh aus den Federn, gutes Essen, hübsche Frauen ansprechen und, als fünfte, letzte und wichtigste Reiseregel, den Gedichten folgen. Je weiter er kommt, desto mehr stellt sich ihm allerdings die Frage, weshalb er diese Reise tätigen zu müssen glaubt und ob er wirklich das Geheimnis der Gedichte lüften will.