Irene lebt seit ihrer Scheidung mit ihren beiden Kindern in einer kleinen Stuttgarter Wohnung. Mit ihrem Spielzeuggeschäft versucht sie ihre Familie über Wasser zu halten.
Dann geschieht es: Irene wird von einem betrunkenen Autofahrer angefahren. Ein fremder Mann ist sofort zur Stelle, der sich als Dr. Klaus Meier vorstellt und ihr seine Hilfe anbietet. Er sorgt auch dafür, dass Luina und Lukas in Sophienlust untergebracht werden, solange Irene im Krankenhaus liegt. Warum aber fühlt sich Klaus eigentlich so stark verpflichtet?
Dr. Fabian Gerlach schaute ernst auf die junge Frau, die völlig aufgelöst vor ihm saß. Vor einer Viertelstunde war sie panisch mit ihren beiden Jungen in die Ambulanz der Klinik in Maibach gekommen. Das kam öfters vor. Eltern konnten nicht immer beurteilen, wie schlimm eine Verletzung war. Sobald es blutete, war die Aufregung groß, bei Kindern und Eltern gleichermaßen. Seit Dr. Gerlach selbst Vater war, hatte er dafür mehr Verständnis. Einer ihrer Söhne hatte eine Verletzung am Knie, die der Arzt mit einem einfachen Verband versorgen wollte. Die Wunde musste weder genäht noch mit Wundverschlusspflaster versorgt werden. »Das ist nicht schlimm. Ich muss die Wunde kurz desinfizieren, aber dann reicht ein Verband und in ein paar Tagen ein einfaches Pflaster«, hatte er dem Kleinen erklärt. Sein Bruder hielt ihm fürsorglich die Hand. »Keine Angst, Jan, das tut bestimmt nicht so doll weh«, versuchte er zu trösten, und Dr. Gerlach überlegte, dass die beiden Zwillinge sein mussten, da sie sich sehr ähnlich sahen und gleichaltrig waren. Beide hatten dunkelblonde Haare, die in Fransen in die Stirn hingen, darunter dunkle runde Augen. »Dein Bruder hat recht, vielleicht brennt es ganz kurz«, bestätigte der Arzt.