Über Philipp II. berichteten die Chronisten, dass er die Welt von seinem Palast aus mit Dokumenten regiere. Schrift wurde also bereits von den Zeitgenossen als zentrales Mittel der Regierung des Imperiums der spanischen Habsburger angesehen. Mittels Dokumenten und eines im Laufe des 16. Jahrhunderts stetig anwachsenden und sich ausdifferenzierenden Verwaltungsapparates versuchte die spanische Krone, die riesigen Distanzen zwischen den über den gesamten Globus verteilten Territorien zu überbrücken und zu beherrschen.
Aus der bislang wenig beachteten und erforschten Perspektive der Archive wird deren Rolle bei der Ausübung von Herrschaft unter der Ägide Karls V. und Philipps II. untersucht. Anhand des Kronarchivs in Simancas wird dabei die Entwicklung, Organisation und Nutzung des ersten vormodernen Staatsarchivs auf europäischem Boden im Zeitraum von 1540–1598 in den Blick genommen und analysiert, wie Herrschaft in der Frühen Neuzeit funktionierte und welcher Stellenwert den königlichen Archiven dabei zukam.