Vom Vater ihres Kindes, Boris, hat die junge Journalistin Lisa Winter seit ihrer Schwangerschaft nichts mehr gehört. Und das ist auch gut so, denn Boris hatte sich als totale Niete entpuppt. Als Lisas Chef sie nach Wien schickt, um dort eine große Reportage zu schreiben, entschließt sie sich, ihre kleine Tochter Elfie in dieser Zeit nach Sophienlust zu geben. Zumal eine Nachricht von Boris Lisa in große Unruhe stürzt. Denise von Schoenecker und Nick versprechen, besonders gut auf Elfie aufzupassen …
Mit einer raschen, energischen Bewegung schaltete Lisa Winter das Autoradio aus und brachte ›Shade of you‹ zum Verstummen. «Schluss. Das macht mich nervös», knurrte sie, obwohl sie die Musik von Ed Sheeran normalerweise sehr gern mochte. Aber heute war einfach nicht ihr Tag. Im Moment regte sie alles auf, sogar ihre Lieblingsmusik. Vom dichten Feierabendverkehr, durch den sie sich nun bereits eine geschlagene halbe Stunde nach Hause quälte, einmal ganz zu schweigen. Und jetzt sprang obendrein wieder eine dieser verdammten Ampeln auf rot! Mann, o Mann! Unruhig trommelte Lisa auf dem Lenkrad herum. Die Unterredung mit ihrem Chef ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Fünf lange Jahre hatte sie ihre journalistische Arbeit für die Zeitschrift ›Frau von heute‹ im Homeoffice erledigen dürfen. Seit der Geburt ihrer kleinen Tochter Elfie hatte ihr Chef sie ausschließlich auf Themen angesetzt, für die sie das notwendige Material per Internet-Recherche hatte zusammentragen können. Damit waren ihr aufwändige Reisen erspart geblieben, und sie hatte auch nicht allzu oft im Redaktionsgebäude erscheinen müssen. Für diese Privilegien war sie Hajo Wanner sehr dankbar gewesen, hatte sie als alleinerziehende Mutter auf diese Weise doch viel Zeit mit ihrer kleinen Tochter verbringen können. Auch wenn es nicht immer ganz einfach gewesen war, ihre Arbeit und Elfies Wünsche unter einen Hut zu bringen, hatte sie jeden Tag des Beisammenseins genossen. Und nun sollte das ein für alle Mal vorbei sein. Irgendwie hatte Lisa, als Hajo Wanner sie für eine Unterredung unter vier Augen ins Redaktionsgebäude einbestellt hatte, von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt. Und dieses mulmige Kribbeln im Magen hatte sich nur allzu schnell als durchaus begründet herausgestellt. Er habe zwei äußerst interessante Aufträge für sie, hatte ihr Chef ihr mit strahlender Miene mitgeteilt.