Seit Ausrufung der Bildungsrepublik durch die Bundeskanzlerin habe sich diese Staatsform prächtig entwickelt, schreibt Konrad Paul Liessmann in seinem Beitrag zum Kursbuch 193 in süffisantem Ton. Aus einer «geistigen Wüste» seien wahrhaft «blühende Landschaften» geworden, deren spezielle Bewohner der Autor in ihrer jeweiligen Eigenart vorstellt: zum Beispiel die Bildungspolitiker, unter deren Händen jede pädagogische Mode sofort zum Reformvorhaben werde, um bloß nicht als Reformverweigerer — das Todesurteil für einen jeden Bildungspolitiker — zu erscheinen. Er nimmt in seiner mit leichter Ironie vorgetragenen Typologie die unverwechselbaren Eigenschaften von Bildungsforschern, -experten, -propheten, -kritikern usw. aufs Korn, um sich am Ende noch mit dem schon aus der Zeit gefallenen Bildungsbürger kurz vor seinem Verschwinden solidarisch zu erklären.