In der Biographie des preußisch gesonnenen, konservativen und jüdischen Religionshistorikers Hans Joachim Schoeps (1909–1980), der seit seiner Jugend Mitglied der bündischen Jugend gewesen ist, 1938 emigrierte und schon 1946 heimwehkrank nach Deutschland zurückkehrte, zeigen sich beispielhaft jene Wünsche, Widersprüche und Enttäuschungen, die deutsche Juden im Zwanzigsten Jahrhundert hegten und verarbeiten mussten. Noch im Deutschland der ersten Jahre des NS Regimes vergeblich darum bemüht, die Anerkennung des judenfeindlichen Regimes zu gewinnen, wurde Hans Joachim Schoeps im spät erreichten schwedischen Exil zu einem bedeutenden, das frühe Christentum auf gänzlich neue Weise erforschenden Religionswissenschaftler. Dem korrespondierte ein existenziell erfahrenes theologisches Engagement, das der Jude Schoeps im Dialog mit der dialektischen Theologie zum Erneuerer eines idealistisch geprägten jüdischen Offenbarungsdenkens werden ließ. Nach seiner trotz seiner Homosexualität in Schweden vollzogenen Heirat kehrte Schoeps sowie früh wie möglich nach (West)Deutschland zurück, was er am Ende seines Lebens bereute. Die inneren Widersprüche, fatalen Fehleinschätzungen, getrogenen Erwartungen und trotzigen Hoffnungen des deutschen Judentums haben sich lebensweltlich und wissenschaftlich nirgendwo so deutlich niedergeschlagen wie in Leben und Werk von Hans-Joachim Schoeps.