«Wir erklären hiermit den Urbain Grandier zu Recht angeklagt und für schuldig befunden an dem Verbrechen der Magie, der Hexerei und der durch ihn verursachten Besessenheit in den Personen irgendwelcher Ursulinerinnen aus Loudun. Zur Wiedergutmachung verurteilen wir Grandier dazu, öffentlich Abbitte zu tun, und zwar mit unbedecktem Haupt, einem Strick um den Hals und mit einer brennenden Kerze in der Hand. Danach soll man ihn auf den öffentlichen Heilig-Kreuz-Kirchplatz führen, dort an einen Pfahl auf einem Scheiterhaufen binden und lebendigen Leibes verbrennen. Die Asche soll in den Wind gestreut werden.»
Grandier, Hauptpfarrer in Loudun, war zugleich ein galanter Schürzenjäger. Die Liebesabenteuer des Verführers im Priestergewand weckten auch die Leidenschaft der jungen Oberin des Ursulinenklosters, Jeanne des Anges, der sie mit unkeuschen Zärtlichkeiten bedrängte.
Bald klagten auch weitere Nonnen über nächtliche Anfechtungen. Als Jeanne darüber ihren Beichtvater Mignon unterrichtete, erkannte dieser sofort, welchen Nutzen er daraus gegen seinen Erzfeind ziehen konnte. Zunächst wurde den Unglücklichen eingetrichtert, sie seien dem Satan verfallen und wie sie sich bei dem bevorstehenden Ritual zu benehmen hätten, und dann verbreitete man in der Stadt die Nachricht, die Ursulinerinnen seien verzaubert und vom Teufel besessen.
Um diese Zeit kam der Staatsrat de Laubardemont nach Loudun, um im Auftrag Richelieus die Festungswerke des Schlosses zu schleifen, wogegen Grandier Protest einlegte. Nach Paris zurückgekehrt, berichtete Laubardemont dem Kardinal alles, und obwohl Richelieu nicht an die Teufel von Loudun glaubte, war er dennoch gegen Grandier eingenommen, der ihn früher einmal im Streit um den Vorrang bei einem Umzug gedemütigt hatte. Als er nun erfuhr, dieser Priester widersetze sich seinem Befehl, fasste er den Entschluss, sich zu rächen und ihn zu verderben.