Der Roman “Die Festung” erzählt die Geschichte der Familie Starosta, die aus Ostpreußen geflohen, nun in einer Notunterkunft – einer ehemaligen Kaserne – lebt. Ein genauer Ort, in dem sich diese “Festung” befindet, wird nicht genannt. Sie steht beispielhaft für zahlreiche Auffanglager.
Obwohl völlig mittellos versucht insbesondere der Vater Stolz und Selbstbewusstsein zu zeigen. Doch von staatlicher Hilfe abhängig und den Vorschriften der Ämter ausgesetzt, scheitern seine Versuche, sich aus dem Armenmilieu zu befreien und am Wirtschaftswunder teilzuhaben. Sein Schicksal überträgt sich auch auf die Kinder, die – unter dem Stigma des sozial ausgegrenzten lebend – nie in der Gesellschaft ankommen.
Henry Jäger zeigt in “Die Festung” die Wirklichkeit der Ausgegrenzten, denen es, trotz statistisch belegter Blütezeit nicht gelingt – und nie gelingen wird – am Aufschwung zu profitieren. Die eindringlich dargestellten Personen zeigen vielmehr, dass ihr Leben ein ewiger Kampf sein wird, den sie von vorneherein verloren haben.
Heute, 50 Jahre nach seinem Erscheinen, hat der Roman nichts an seiner Berechtigung und Intention verloren. In unserer aktuellen Gesellschaftsstruktur leben immer größere Teile in sozial isolierten Vierteln und gettoisierten Wohnkomplexen. Statistiken belegen täglich aufs Neue, dass der Aufstieg aus einem niedrigen und schwierigen sozialen Milieu nahezu unmöglich ist.