Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
“Kann ich jetzt gehen, Mami?” fragte der achtjährige Florian ungeduldig und fügte noch hinzu: «Ich bin mit den Hausaufgaben fertig. Wenn du willst, kannst du meinen Hausaufsatz heute abend durchlesen und mir sagen, ob er dir gefällt.” “Fein.” Daniela Redlich strich sich über das dichte blonde Haar, das noch nie eine Dauerwelle gesehen hatte, weil das nicht notwendig war. Es bauschte sich in Wellen und Löckchen um das schmale Gesicht der jungen Frau, die vormittags in der Gemeindeverwaltung Ögelas arbeitete, weil die Witwenrente, die sie nach dem Unfalltod ihres Mannes bezog, naturgemäß recht gering war. So gering, daß sie gezwungen war, sich etwas dazuzuverdienen. Aber das ging sehr gut, denn morgens, wenn Florian zur Schule mußte, verließen sie gemeinsam die Wohnung, und mittags holte Florian seine Mutter am Gemeindehaus ab, und sie gingen gemeinsam wieder heim. Sie hatten ihr Leben ganz aufeinander eingestellt, ohne sich einzuengen. Und da sie beide fabelhaft organisieren konnten, kamen sie auch sehr gut zurecht. Daniela strich Florian über das Haar, das etwas dunkler, aber ebenso lockig wie ihres war. «Lauf nur, aber vorher versprichst du mir, nicht leichtsinnig zu sein. Laß dir nicht etwa einfallen, auf den Baggersee zu laufen. Die Eisschicht ist noch nicht dick genug. Sie wird unter dir brechen — und ich brauche dir wohl kaum zu erzählen, wie gefährlich das ist.” “Du kennst mich doch, Mami”, sagte Florian treuherzig. Daniela lachte leise und gab ihm einen liebevollen Klaps auf die Schulter. “Eben, mein Sohn”, sagte sie neckend.