Er ist eine Art singender Universalgelehrter, mit ihm kann man wirklich über alles reden. Zehnmal hat der Journalist Martin Scholz den Musiker Sting in den letzten zehn Jahren getroffen, ob in Stings Geburtsstadt Newcastle, in seiner Wahlheimat New York, in Aufnahmestudios oder backstage in Frankfurt, Berlin oder Paris. Immer wieder Thema: Stings wechselnde Barttracht — vielleicht Ausdruck seiner Lust, sich ständig neu zu erfinden? Kaum ein Musiker ist so wandelbar wie er. Bereits Ende der siebziger Jahre feierte er Erfolge mit der Wave-Rock-Band The Police — heute noch, sagt er, trifft er die hohen Töne in Roxanne. Als Solo-Künstler wandte er sich dem Jazz zu, sang Lieder des Renaissance-Komponisten John Dowland und von Kurt Weill, aber auch Hip-Hop-, Folk-Songs, Fusion-Nummern und Seemannslieder, nicht alles zur Freude seiner Fans. Aber Sting ist nicht nur Musiker, sondern auch Aktivist, ein engagierter Kosmopolit mit vielen Interessen: Er schimpft über den Brexit («ein absoluter Albtraum») und den Trumpismus, erzählt von seinem Kampf für den Schutz des brasilianischen Regenwaldes und mit ebenso viel Verve von seinem Weingut in der Toskana. Aber auch Schreibblockaden, Sinnkrisen und das Älterwerden spielen eine Rolle, seine Liebe zu Berlin, “sein” Fußballverein Newcastle United, das Leben on the road … und natürlich seine Songs.