Naß wie ein Meerschwamm betritt der Gelehrte Stellach Xenodochion, seit Schliemanns Tagen von den Deutschen «das Gasthaus zur schönen Helena» genannt, hört von einer Ausgrabung, die nach Athen geschafft werden soll. Stellach will die Statue um jeden Preis für sein Museum. So beginnt ein Verwirrspiel um Original und Fälschung, die archäologische Jagd nach einer antiken Göttin, einem Erzweib im sonnigen Griechenland. Die gefälschte Göttin ist eine melancholisch-heitere Erzählung, perfekt und pointiert gemeißelt von Kurt Kluge, der auch Bildhauer und Erzgießer war und seine Schriftstellerkarriere erst als fast Fünfzigjähriger begann. Sein erfolgreichster Roman Der Herr Kortüm (1938) gilt als literarische Besonderheit im 20. Jahrhundert, zeichnet er doch eine “lebendige, abseitige Sonderlingsgestalt” (Fricke/Klotz), wie sie sonst nur von Autoren früherer Epochen, z.B. Jean Paul, Charles Dickens oder Wilhelm Raabe, bekannt sind. Noch mehr als seine Romane stehen die heiter-besinnlichen Erzählungen und Novellen Kurt Kluges stofflich im Zusammenhang mit seinem Künstlerberuf.