Unsere Gesellschaft erhält sich im Modus ihrer eigenen Austauschbarkeit. Der Soziologe Dirk Baecker wirft in Kursbuch 203 einen systemtheoretischen Blick aus der Gesellschaft auf die Gesellschaft und stellt fest, dass sich sie sich immer nur als Variante ihrer selbst substituiert, dass sie sich in ihrer Beständig— und Beharrlichkeit andauernd als austauschbar zeigt, sich selbst auf diese Weise also dauernd überlebt, aber genau dadurch ihr eigenes Überleben sichert. Diese Diagnose hängt vor allem mit dem westlichen Zeitverständnis zusammen, denn anders als östliche Weisheitslehren, die einen Sinn für Ewigkeit und Flüchtigkeit aufbringen, ordnen westliche Kulturkreise nach geschichtlichen Abläufen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Alle Ereignisse innerhalb dieses Systems geschehen, laufen ab, konsolidieren sich somit selbst, erwecken aber genau dadurch den Eindruck einer Dauerhaftigkeit.