Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt!
“Sag mal”, fragte Luise, als sie mit einem Tablett Gläser in die Küche des Bergerhofs kam, «kennst du den jungen Burschen, der drinnen in der alten Gaststube hockt, den Kopf zwischen die Schultern eingezogen hat und dreinschaut, als wenn ihm wer Zitronensaft ins Bier gekippt hätt'?» Die Berger-Heidi lachte. “Sicher kenn' ich den, und du kennst ihn auch.” Luise stutzte und sah ihre Schwiegertochter fragend an. “Ich soll ihn kennen?” “Du sollst ihn net kennen, aber du kennst ihn”, antwortete Heidi. “Dann werd' ich ihn mir noch mal anschauen”, erwiderte Luise, stellte das Tablett ab und ging zurück in die alte Gaststube, wo um diese Uhrzeit nur zwei Tische besetzt waren. An einem saß der junge Bursche, von dem ihre Schwiegertochter meinte, daß sie ihn kennen würde. Luise tat so, als wische sie Tische ab und sah sich den jungen Burschen dabei aus mehreren Richtungen an, aber auch danach hatte sie keine Ahnung, wer da hockte und noch nicht einen Muskel seines Gesichts bewegt hatte, seit sie ihn ansah. “Wer bist denn du?” fragte Luise dann unvermittelt, weil sie unbedingt wissen wollte, wen sie nicht erkannte. Der junge Bursche rührte sich nicht, fragte nur: “Was geht das dich an?” Da stutzte Luise, denn die Stimme kam ihr in der Tat bekannt vor. “Ich mein', ich kenn' dich”, sagte sie, «weiß aber net, wo ich dich hintun soll.” «Dann laß es einfach.” Luise hätte fast laut gelacht, was sie aus verschiedenen Gründen jedoch nicht tat.